Mit fünf Weltmeistertiteln ist Brasilien die erfolgreichste Fußballnation. Brasilien hat zudem als einziges Land an allen Fußballweltmeisterschaften teilgenommen und die Seleção, wie die Mannschaft auch genannt wird, ist dank ihrer enormen Spielkultur und Spielfreude die populärste weltweit. Wie kaum eine andere Nation hat Brasilien reihenweise große Spielerpersönlichkeiten hervorgebracht, von Garrincha, Pelé und Zico bis Ronaldo und Ronaldinho. Nicht minder weltberühmt ist Brasilien für seine Musik: Bossa Nova und Samba gehören zu den international beliebtesten und erfolgreichsten Musikgenres überhaupt. Nun haben sechs brasilianische Fußball-Legenden unter dem Namen Legendários do Brasil ein Album gleichen Namens aufgenommen, das auf wunderbare Art und Weise zeigt, dass die altehrwürdigen Ballzauberer auch exzellente Gesangskünstler sind. Das Album "Legendários do Brasil" enthält zehn Songs, darunter prächtige Versionen von Klassikern wie "Besame Mucho", "Pata Pata" und "Samba de Amor", außerdem einige exklusive neue Kompositionen sowie als Bonus-Track den "Samba do Jairzinho".
Entdeckt wurden die einzigartigen "Legendários do Brasil" von Yello Strom (auch Nationaler Förderer der FIFA WM). Die Motivation für das Engagement war, dass die sechs Fußballzauberer die sprichwörtliche brasilianische Begeisterung für diese WM wie sonst niemand auf der Welt besingen und damit die Fans der WM in Deutschland ‚anstecken' können.
Jair "Jairzinho" Ventura Filho, Jahrgang '44, ist mit etwas mehr als 100 Einsätzen für die brasilianische Nationalmannschaft der wohl bekannteste Spieler der sechs Fußballstars. Der Stürmer mit dem Spitznamen "Hurricane" nahm an drei Weltmeisterschaften teil und kam dabei 16 Mal zum Einsatz: Als er 1970 Weltmeister wurde, erzielte er in jedem Spiel mindestens ein Tor (sieben Tore in sechs Spielen) und stellte damit einen Rekord auf. Altair Gomes de Figueiredo, Jahrgang '38, genannt "El Magro" (der Dünne) und Jair Marinho de Olivera, Jahrgang '36, sind die ältesten "Legendários". Die beiden Verteidiger gehörten zur Weltmeisterschaftsmannschaft des Jahres 1962. Hercules "Brito" Ruas, Jahrgang '39, war ebenfalls Verteidiger und wurde 1970 Weltmeister, ebenso wie seine Mannschaftskollegen, der Verteidiger Marco Antônio Feliciano, Jahrgang '51, und der Stürmer Roberto Lopes de Miranda, Jahrgang '43, die das singende brasilianische Sextett vervollständigen.
Für das stilistisch höchst abwechslungsreiche Album wurde der international erfolgreiche Produzent Jan-Eric Kohrs (u.a. Gregorian Masters of Chant) verpflichtet, der bei aufwendigen Sessions in Rio de Janeiro und Hamburg einige absolute Klassiker der brasilianischen Musik aufgenommen hat, allen voran "País Tropical" von Jorge Ben, das auch als Single ausgekoppelt wird. Der "Godfather of Samba-Funk", wie Jorge Ben auch genannt wird, schuf mit diesem Song einen Evergreen der so genannten "musica popular brasileira" (MPB), der mittlerweile so etwas wie die inoffizielle Nationalhymne Brasiliens ist und die Lebensfreude des brasilianischen Volks und dessen unbändigen Spaß am weltberühmten Karneval widerspiegelt. Ein kongeniales modernes Pendant ist das exklusiv für die Legendários komponierte "Viva Brasil (Ne Na Na)", ein musikalischer Temperamentsausbruch mit Sambatrommeln und hinreißenden Gesangssätzen. Miriam Makebas oftmals interpretiertes "Pata Pata" aus dem Jahr 1967 ist eine weitere leidenschaftliche Tanznummer in überraschend frischem Gewand. Mit dem höchst amüsanten "Taka Taka - Tak" und Carlinhos Browns "Magalenha" erreicht das perkussive Feuerwerk des Albums, eingespielt unter Mitwirkung des brasilianischen Percussionstars Armando Marçal (Pat Metheny, Paul Simon), seinen Höhepunkt.
Doch es gibt auch ganz entspannte Momente wie Flora Purims "Samba de Amor" (mit wundervoller Begleitung des brasilianischen Flötenwunders José Carlos Machado Ramos), eine feinfühlige Bossa-Nova-Adaption von "Besame Mucho", sowie "Saudade", eine berührende Ballade der Exil-Brasilianerin Leila Pantel über die Sehnsucht nach ihrer wunderschönen Heimat. Die exzellente Vokalistin, die das Sextett auch als Gesangscoach unterstützte, gastiert zudem als Leadsängerin bei Djavans Popklassiker "Sina", der internationale Bekanntheit durch die Manhattan-Transfer-Coverversion "Soulfood To Go" erreichte. Mit "Carioca da Gema" erschafften die Legendários do Brasil eine Hymne auf Ihre stolze Heimatstadt Rio de Janeiro, die insbesondere der brasilianischen Lebensfreude huldigt. Als Bonus endet das Album mit der von Jairzinho selbst komponierten, sehr persönlichen und humorvollen "Samba do Jairzinho".
Den Legendários do Brasil ist mit ihrem gleichnamigen Album das Kunststück gelungen, música und futebol, die beiden großen Ausdrucksformen der kulturellen Seele Brasiliens, wie es Gilberto Gil, Musikerlegende und amtierender Kulturminister Brasiliens, jüngst formulierte, höchst ausdrucksstark und originell zusammenzubringen. Dabei dürfte dieses stimmungsvolle Werk dank seiner zeitlosen und hohen künstlerischen Qualität weit über die anstehende Fußballweltmeisterschaft hinaus für gute Laune sorgen. Jairzinho und Co. mögen als Fußballweltmeister ein Stück unvergesslicher Geschichte sein, als bestens aufgestellte Seleção am Mikrophon sind sie ein energiegeladenes Sextett voller Vitalität und Verve. Ein absoluter Glücksfall, nicht nur für Fußballanhänger und Sambafans.